Mensch sitzt im Sandglas und droht in die untere Hälfte zu rutschen

„Zeit ist der Traum meiner schlaflosen Nächte…“ – dieser Ausspruch, er stammt übrigens von einem meiner „Olle Hansen“-Kalender, hing jahrelang im Badezimmer meines Hauses.

Und immer, wenn ich ihn las, musste ich seufzen…. Ja, Zeit würde ich zu und zu gerne einmal haben….

Was ist das eigentlich, ZEIT?????

Darüber haben schon sehr viele Menschen philosophiert. Ich auch. Des öfteren.

Eins ist jedenfalls klar: Zeit scheint heutzutage immer problematischer zu sein. Keiner hat mehr Zeit. Nicht einmal die Rentner.

Wobei oftmals das „Ich hab leider keine Zeit!“ wohl eher für ein „Ich hab dazu keine Lust!“ verwendet wird. Klingt ja auch viel besser, oder? Und regt wenigstens nicht zu Konflikten an.

Es gibt also Menschen, die oft sagen, sie hätten keine Zeit – und solche, die tatsächlich keine Zeit haben…. So sehe ich das zumindest. Wobei Letztere mir wirklich leid tun, denn sie verpassen ihr ganzes Leben!

Ich hatte eigentlich mein ganzes bisheriges Berufsleben keine Zeit. Außer in den Schulferien – wobei auch da nur wirklich in den Sommerferien, da in den anderen, kürzeren Ferien im laufenden Schuljahr immer noch zu korrigierende Klausuren warteten, dringende, bis dahin vor sich hergeschobene Projekt endlich angegangen werden mussten…Im Sommer aber fühlte ich mich FREI! Ich legte am ersten Ferientag meine Armbanduhr ab, um mir und meiner Umwelt zu verdeutlichen, dass ich ab nun für knappe sechs Wochen „zeitlos“ war—

Legte ich sie am ersten Schultag wieder an, fühlte ich mich, als wenn ich mir selbst Handschellen anlegte… Furchtbar! Gefangenschaft.

Nun, nach gut zwei Wochen „Dauer-Schulfreiheit“, dem Beginn meiner Freiberuflichkeit als Glückslehrerin, habe ich, gefühlt zum ersten Mal in meinem (Arbeits-)Leben, Z E I T!

WOW!!!!!

Und ich spüre diesen Umstand immer mehr, werde immer zeitsensibler. Die letzten 28 Jahre waren immer dadurch bestimmt, dass alles „zackzack“ gehen musste. Also machte ich auch alles „zackzack“ oder auch „huschhusch“. Auf diese Art und Weise schafft man sehr viel (!), aber es lässt einem immer so einen schalen Geschmack zurück. Warum? Weil man merkt, dass man viele Dinge „nicht richtig“, nicht „vernünftig“ macht. Eben „huschhusch“…

Mein Essensplan bestand hauptsächlich aus Gerichten, die man in kürzester Zeit auf den Tisch bringen konnte und die trotzdem noch halbwegs gesund waren. Versorgungskochen nenne ich das heute.

Genusskochen gab es für mich nicht. Keine Zeit!

Interessanterweise scheint es aber vielen meiner Mitmenschen so zu gehen. Manchmal hatte ich während meines „geregelten Berufslebens“ sogar den Eindruck, dass diejenigen, die gar nicht arbeiteten, noch weniger Zeit hatten (fanden) als die „Durchstrukturierten“ – die nämlich sofort ihren Terminplaner zückten und konkret sagen konnten, wann denn noch „ein Zeitfenster“ offen sei… (an dieser Stelle möchte ich doch auch noch diesen herrlich-neudeutschen Ausdruck „zeitnah“ anbringen… er wird, meines Erachtens nach, hauptsächlich von Menschen verwendet, die ihrem Gesprächspartner auf vermeintlich wichtige Art und Weise mitteilen möchten, dass ihre Zeit ja soooo kostbar sei! „Könnten Sie das bitte zeitnah erledigen?“)

Bisher ist es für mich eine vollkommen neue Erfahrung, bei einer Terminvereinbarung auf die Frage, wann es mir denn passen würde, zu antworten „Wann immer Sie wollen!“ Das Gesicht der jeweiligen Person ist herrlich! Soetwas kennen Viele heutzutage scheinbar nicht mehr.

Und es ist für mich purer Luxus, mir bei allem, was ich tue, nun richtig Zeit zu lassen. Genau so viel, wie die jeweilige Tätigkeit eben braucht. LUXUS PUR!!!!!! (im Übrigen sehr gut für die – bisher – chronisch verspannte Nackenmuskulatur!)

Auch spricht man ja heute schon von „Zeitreichtum“. Finde ich sehr passend! Denn was nützt mir viel Geld, wenn ich keine Zeit habe, mir davon ein schönes Leben zu machen. Dann mach ich mir doch lieber ein schönes Leben mit wenig Geld. Das geht nämlich.

Nun aber noch ein anderer Aspekt der Zeit. einer, den ich für meine Arbeit als Glückslehrerin öfters nutze. Hierzu ein Zitat von dem wunderbaren Sir Peter Ustinov:

„Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zurücksehnen.“

Jeder kennt doch bestimmt folgendes Phänomen: Man plant einen Urlaub – man spürt die Vorfreude.  Man ist im Urlaub – eigentlich hatte man sich das Ganze irgendwie toller vorgestellt…. Man ist aus dem Urlaub zurück – eigentlich war es doch ganz toll. Ein Jahr nach dem Urlaub – war das doch ein toller Urlaub! Zehn Jahre nach dem Urlaub – das war einer der tollsten Urlaube, die ich je erlebt habe!

Was ich hier beschreibe, ist ein Trick unseres Gehirns. Erinnerungen sind meist schöner, als die Realität. Und das Beste: sie werden mit den Jahren meist immer schöner!!!

Das kann man sich für den Alltag zunutze machen. Wie?

Ganz einfach. Man „schafft sich schöne Erinnerungen“. Man lebt einfach heute so gut, dass man morgen mit Freude daran zurückdenken kann.

„Morgen ist Heute Gestern.“ Was für ein Satz! So kurz. So verwirrend. So wahr!

So, ich werde mir nun auch noch ein paar schöne Erinnerungen schaffen, indem ich nämlich gleich mit meinem Mann und unserem „Glückshund“ Happy in die Eisdiele gehe. Heute ist nämlich gerade Sommer. Wer weiß, ob das morgen noch der Fall sein wird! Deshalb: JETZT!

 

 

 

 

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