Heute ist der 1. November und wieder einmal hört man es von überall her: „Oh nein! Dieser schreckliche November!!! So trostlos, so grau, so nass….Igitt!!“ Im Radio hörte ich vorhin, wie Passanten nach ihrer Einstellung zum November befragt wurden – bis auf einen waren alle der Meinung, dass dieser elfte Monat der schlimmste des ganzen Jahres sei!

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Wie geht es dir mit dem November?

 

 

 

Ich kenne mittlerweile einige Menschen, die sagen, dass der November ihr Lieblingsmonat ist!!!! WOW! (Der beste Ehemann von allen gehört übrigens auch dazu…) Bis letztes Jahr gehörte auch ich zu der großen „November-Hasser-Gemeinde“. Jawoll! Diejenigen, die den November mochten oder sogar liebten, waren für mich immer seltsame Wesen vom anderen Stern…

Ich, als absolute Frohnatur, liebe den Frühling, wenn alles beginnt zu wachsen…., wenn sich die ersten Krokusse durch die Erde kämpfen (Manchmal könnte man meinen, man höre ein Ächzen, dann gefolgt von einem „Jippiieee, ich hab´s geschafft! Ich bin durch!!!“).

zwei Krokusse

Krokusse

 

 

 

Den Frühling zu lieben ist leicht. Das kann jeder. Das tut wohl auch jeder.

 

 

 

 

 

Der November aber…, der ist was für Könner! Für Experten! Warum?

Nun, im November sorgt die Natur dafür, dass wir es mit uns aushalten, nur mit uns. Sie zwingt uns sozusagen zum Rückzug. Wir halten uns mehr in den Häusern, auch im inneren Haus auf. Wir müssen zusehen, wie um uns herum Alles vergeht….

Dann kommen noch all diese „Totentage“! Und vom Tod will doch wirklich niemand etwas hören!!!

Seitdem ich ehrenamtlich einmal die Woche im Hospiz arbeite, sehe ich den November mit anderen Augen. Ich kann gar nicht sagen, woher das kommt. Vielleicht liegt es daran, dass ich, je länger ich dort arbeite, immer weniger Angst vor dem Sterben, dem Tod habe.

Friedhof im Herbst

Friedhof

Aber auch in meiner Tätigkeit als Glückslehrerin habe ich mich schon längere Zeit mit dem Lebensende ausgesöhnt, ja ich finde es sogar Lebensfreude fördernd, mich mit dem Tod zu beschäftigen. Erst durch den Tod macht unser Leben Sinn. Und wenn wir das für uns akzeptieren, können wir auch „richtig“ leben, d.h. so, dass wir auf dem Sterbebett nicht bereuen müssen, was wir alles NICHT getan haben. Denn das haben sowohl die große Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross als auch die Autorin Bronnie Ware („Fünf Dinge die Sterbende am meisten bereuen“) herausgefunden: Wir Menschen scheinen nur das zu bereuen, was wir eben NICHT getan haben.

Wenn ich bei meinen Veranstaltungen, ob nun Seminare, Vorträge oder Workshops, vom Sterben spreche, spüre ich, wie entsetzt einige Zuhörer sind. Sie wollen doch von einer Glückslehrerin nur positive, optimistische Dinge hören – aber doch nichts vom TOD!!!!

Für mich gehört jedoch beides sehr eng zusammen. Wenn man sich bewusst ist, wie nahe das eigene Ende oder auch das der Menschen, mit denen man sich umgibt, sein kann, dann lebt man vollkommen anders. Frei. Ohne Angst. Freudig. Liebevoll. Ich könnte diese Liste noch endlos fortsetzen….

Probleme, über die man sich den Kopf zerbricht (und dieses Zerbrechen produziert Kopfschmerzen…), lösen sich plötzlich in Luft auf! Bin ich mir des Geschenks des Lebens bewusst – und das Leben ist ein Geschenk! – dann wirft mich so schnell nichts aus der Bahn. Angeblich so eilige Sachen (und seien wir mal ehrlich, heutzutage ist doch Alles irgendwie eilig!) können auf einmal warten, wenn wirklich wichtige Dinge, wie z.B. das Gespräch mit einem lieben Menschen oder das Spielen mit einem Kind, anstehen.

Und das ist genau das, was jeder in einem Hospiz erlebt! Der Tisch wird erst abgedeckt, wenn das Gespräch mit dem Anderen beendet ist. Schmutziges Geschirr kann warten!

zwei Bärchen

Teddybären

Aber nun nochmal zurück zum November.

Ich erlebe diesen November zum ersten Mal als Einladung, mich mit meinem Innern auseinanderzusetzen. Sozusagen eine „innere Inventur“ durchzuführen. Dieser Einladung wollen, glaube ich, aber viele Menschen nicht folgen, weshalb sie den November komplett ablehnen! Sie möchten nicht mit sich allein sein – aus Angst, vielleicht „schwere“ Gefühle wie Einsamkeit, Trauer oder Schmerz zu fühlen… Sie wissen leider oftmals nicht, wie gut es tut, all diese „negativen“ Gefühle einmal zuzulassen. Sich direkt hineinzubegeben. Und festzustellen: Okay, ein paar Tränen sind schon gerollt…., aber mir ist nichts passiert – im Gegenteil, ich fühle mich jetzt viel besser, viel leichter!

Die Welt dreht sich scheinbar etwas langsamer, der Nebel hüllt Alles ein, die frühe Dunkelheit bringt mich dazu, Kerzen anzuzünden, ruhig zu werden…., die Stille wahrzunehmen. WUNDERBAR!

drei Windlichter

Kerzen

Da ich als bunter Mensch aber schon ein wenig Sehnsucht nach Farbe habe, wähle ich in diesen Zeiten ganz viel Gelb und Orange für meine Umgebung und auch für mich. Apfelsinen und Mandarinen sind auch ganz wunderbar, da sie so herrlich duften!

Entweder ziehe ich mir etwas Oranges, Gelbes an oder aber ich trage einen hauchdünnen Seidenschal in einer dieser Farben – so umhüllt mich immer ganz zart eine Gute-Laune-Wolke….! Klasse sind übrigens auch Duftlampen. Ich persönlich liebe Orangen- oder Mandarinenduft, mit einem kleinen Spritzer Honig (alles als Duftöl zu kaufen)! Dann noch schöne, ruhige Musik an – und der Glücksmoment ist da!

die Glückslehrerin

die Glückslehrerin

 

Man hört und liest zur Zeit ja genug dieser „Anti-November-Blues-Tipps“, jedem wird da schon etwas einfallen.

Ich möchte dich nur an dieser Stelle einladen, deine ablehnende Haltung gegenüber dem November (falls du sie dann hast!) zu überdenken und ggf. zu korrigieren. Gib diesem Monat, gib dir, eine Chance!

Ich würde mich sehr freuen, wenn du in einem Kommentar kurz deine Einstellung zum November hinterlassen würdest. Ist es für dich ein Monat wie alle anderen? Machst du im November irgendetwas anders als sonst?

Ich wünsche dir von ganzem Herzen eine leuchtende Zeit der inneren, gemütlichen Einkehr!

Herz aus Kastanien

Herz aus Kastanien

 

2 Kommentare

 

  1. 1. November 2017  14:59 von Gabi Schneider Antworten

    Ich bin ein Novemberkind. Vielleicht mag ich den Monat deswegen so sehr. Ok, als Kind habe ich mich deutlich mehr auf meinen Geburtstag gefreut, als heute. Aber den Monat mag ich trotzdem.
    Der Oktober ist noch angefüllt mit Arbeit, Sammel-Arbeit. Jetzt sind die Pilze getrocknet, der Holunder zu Saft und Likör verarbeitet, die Vorratskammer mit eigener Hände Arbeit gefüllt. Jetzt fängt die Zeit des Genießens an. Die einkehrende Ruhe senkt den Stresslevel. Es ist wieder Zeit für ein heißes Bad mit einem Glas Rotwein. Abends gucke ich gerne mit einer Handarbeit beschäftigt einen guten Film. Auf der Hunderunde begegnet man deutlich weniger Menschen. Man hört den Nebel von den Zweigen tropfen, das feuchte, leicht nach Maggi duftende Laub schluckt die Geräusche, das Wild packt sich in dicke Pelzmäntel. Draußen, in der Natur, wird einem bewusst, dass alles Vergehen auch das Versprechen für einen Neuanfang beinhaltet. Und es wird einem gezeigt, dass es in Ordnung ist, wenn man sich manchmal zurück zieht. Ausruhen und Kraft schöpfen.
    Bald geht es auch mit den Vorbereitungen für Weihnachten los. Mitte November backe ich die ersten Plätzchen. Dann wird geschmückt. Mit Lichterketten, Kerzen und Nippes wird es heimelig. Es duftet nach Zimt, Orangen und Lebkuchen. Vielleicht müssen Geschenke hergestellt werden. Selber machen statt kaufen. Vielleicht nicht perfekt, dafür mit Herzblut. Die langen Abende sind perfekt für Basteleien geeignet. Ein bisschen ist es, als wäre man wieder in die Kindheit versetzt. Man muss sich eben nur darauf einlassen. Weil, ändern kann man die Jahreszeit nicht. Wieso also soll ich es mir schwerer machen??? Und auch wenn die Hunde mehr Dreck rein bringen, so schmeckt der Kaffee nach einer Hunderunde im Regen einfach doppelt gut!
    Lieben Gruß
    Gabi

    • 1. November 2017  18:26 von Martina Belling Antworten

      Oh,danke,liebe Gabi,für deine wundervoll formulierte, ausführliche Antwort! Man wird regelrecht angesteckt von deiner November -Freude!
      Herzliche Grüße von Martina

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