In diesen Tagen und Wochen (im Süden gibt´s ja viel später Ferien) herrscht in vielen Familien wieder Hochspannung… – in einigen knallt´s eventuell sogar buchstäblich!

Kinder und Jugendliche, manchmal auch Erwachsene (ich bin ja Berufsschullehrern und hatte oftmals Schülerinnen über 40 Jahre….!) machen gefühlsmäßig eine Berg-und Talfahrt. Manche trauen sich nicht nach Hause….

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Es sind also jede Menge Gefühle im Spiel! 

Aber über was sagt denn so ein Zeugnis etwas aus? Über die Leistungen des jeweilig Beurteilten – denken jetzt wahrscheinlich die Meisten.

Aber wer beurteilt denn diese Leistungen?

Lehrer, LehrerInnen. Und die sind auch nur Menschen. Und auch die können sich nicht frei machen von ihrem „Rucksack“, den jeder von uns immer bei sich trägt. In diesem Rucksack sind unsere Erfahrungen, unsere Wertvorstellungen, unsere Vorurteile, unsere Vorlieben, unsere Abneigungen…. und noch viel mehr! Und all das lässt uns Menschen, Dinge, Situationen beurteilen – oder auch VERurteilen. 

Wir alle wissen doch, dass Noten niemals gerecht und objektiv sind! Klar, bei den Mathematikern, den Naturwissenschaftlern doch – denken jetzt wieder die Meisten! Die benoten doch anhand knallharter Zahlen! Ja. Das tun sie. Sie runden sogar korrekt. (Nein, das ist eine Fünf – ganz klar aufgerundet!) Und da liegt, meiner Meinung nach, schon eins der Probleme von Noten: entweder sind sie sowieso subjektiv (die Schülerin ist immer so nett und höflich!) oder aber „versteckt subjektiv“ – denn: Wer stellt denn die Klassenarbeiten, die Prüfungen zusammen und korrigiert sie? Wer benotet die mündliche Leistung? Meist doch die Lehrer*innen. Und dabei kann niemand objektiv bleiben. Denke ich! 

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Das andere Problem bei diesen sog. „objektiven Noten“ ist, wiederum meiner Meinung nach, genau das: diese Zahlen sagen doch nichts über den Menschen aus, für den sie gelten sollen! Vielleicht ist er oder sie einfach kein Prüfungsmensch und „verhaut“ daher oft Klausuren…ist aber ansonsten total fit! Oder er oder sie ist extrem scheu, introvertiert….mag einfach nichts sagen! Und steht dabei im Mündlichen immer ganz schlecht da…

Oder aber die Schülerin musste sich jeden Nachmittag in der Woche um ihre kleinen Geschwister kümmern, da die Mutter sehr krank ist….

Es gäbe zig Beispiele für Dinge, die die Leistung eines Menschen beeinflussen könnten….

Vielleicht habe ich jemanden zu beurteilen, der sich fast verrückt macht vor Ehrgeiz und der sich unendlich ärgert, weil er in dieser einen Klausur nur eine schwache „Zwei“ bekommen hat – wo er ansonsten doch auf „Eins“ steht! Und nun rein rechnerisch auf 1,5 steht und damit auf 2 gerundet wird…da wäre eine „Eins“ doch angebracht! Warum nicht?

Vielleicht habe ich aber auch jemanden vor mir, der einfach nur faul war – und mal so einen kleinen „Tritt“ in Form einer etwas schlechteren Note benötigt – rein rechnerisch wäre das aber nicht richtig! Wenn ich als Pädagoge/Pädagogin der Ansicht bin, dass dieser Schüler durch eine schlechtere Note motiviert würde, sich wieder mehr anzustrengen – warum nicht?

Kurz: die sog. „Pädagogische Notengebung“ fällt in Fächern wie Mathematik o.ä. oft weg – was aus meiner Sicht falsch ist.

Das zu den Noten an sich.

Aber was ist mit den Menschen, die in solch einem Zeugnis beurteilt werden? Ist ein Einser-Gymnasiast mehr wert als ein Dreier-Hauptschüler?

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Sagt der Notendurchschnitt, die Abschlussnote wirklich etwas über die Intelligenz des Jeweiligen aus?

Nein!

Ich kenne sehr viele intelligente Menschen, die zum Teil wirklich schwache Schulabschlüsse hatten! War nicht Albert Einstein auch ein totaler Schulversager?

Viele, die richtig gute Noten erhalten, können gut lernen, auswendig lernen, sich an Regeln halten – kurz: sie sind systemkompatibel! 

Dann gibt es die, die immer unangenehme Fragen stellen, nie in der Form Fragen beantworten, Aufträge ausführen, wie es von ihnen verlangt wird. Sie denken „um die Ecke“ – und das ist in der Schule meist nicht gefragt!

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Und was ist mit all den „emotional Intelligenten“, denen, die in einer Gruppe immer dafür sorgen, dass sich alle gut fühlen, die de-eskalierend wirken, die Schwachen helfen, die sofort spüren, was wann richtig ist? Diese Menschen werden in unserer Gesellschaft gebraucht!!!

Viele fühlen sich von den Themen, die in der Schule behandelt werden, nicht angesprochen, es interessiert sie einfach nicht. 

Später, zum Beispiel an der Uni, laufen sie plötzlich zur Höchstform auf! Oder sie werden in ihrem gewählten Beruf Spitzenleute!

Meine eigenen Söhne waren immer „Ehrgeiz befreit“, ich bekam bei Elternsprechtagen immer zu hören „Er könnte, wenn er wollte…, aber er will nicht!“

Beide haben ihre weiterführende Schule mit dem einfachen Realschulabschluss beendet. Aber Beide haben jetzt eine ganz tolle berufliche Laufbahn eingeschlagen! Ich bin unendlich stolz auf „meine Jungs“!

Überhaupt: Wer sagt eigentlich, dass nur der etwas zählt, der studiert hat!

Aus meiner Sicht als Glückslehrerin kann ich dazu nur sagen, dass ein schöner Handwerksberuf manches Mal bestimmt wesentlich erfüllender, beglückender ist als manch akademische Stelle! Und wenn jemand seinen Fachoberschul- oder Abitursabschluss eben nicht bekommen hat, dann heißt das vielleicht, das seine Richtung eben eine andere sein soll!!!

Und was wirklich zählt im Leben ist die Freude an der Arbeit, der Sinn, den man in dem, was man tut, sieht! Das man morgens gerne zur Arbeit geht und stolz ist auf das, was man tut.

Und nicht der Titel oder der Gehaltsscheck….

Vertraut man einfach dem Leben („Alles kommt so, wie es für mich/meine Tochter/meinen Sohn… am besten ist!“) kann man augenblicklich gelassener, zuversichtlicher sein. Und schon geht es allen Beteiligten gut!
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In diesem Sinne wünsche ich Allen ganz schöne, glückliche Ferien!!! 🔆🍀💕

 

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